Nun denn - frisch zurück, mit nicht ganz so toll Erfahrungen. Doch, Botswana war schon super toll - nur ich war nicht so gut drauf.
Nach 3 Tagen Mabua-Sektion und tollen Löwen-Erfahrungen (u.a. am Frühstückstisch) kam gen Abend ein niedlicher Honig-Dachs. Sofort die Kamera gezückt und wie wild geknipst. Dann kam er jedoch immer näher und wollte irgendwas von meinen Füßen, was ich aber nicht wollte. Alle Drehungen und Wendungen und Abwehr mit meinem großen Objektiv brachten keinen Erfolg. Er ließ sich einfach nicht abschütteln. Es blieb nur ein rettender Sprung ins Auto und auch dahin wollte er noch mit. Also Tür zu - und... ich kriege keine Luft mehr.
Was ist das - ich hab kein Asthma. 15 Minuten Kampf mit der Luft, dann geht es einiger Maßen. Mein Holder beschließt, dass er so mit mir auf keinem Fall weiterfährt. Wir wollen morgen früh abwarten und dann entscheiden. Schaffe es kaum ins Dachzelt zu krabbeln. Am nächsten Morgen ist es keinesfalls besser - eher schlechter. Somit steht fest, wir fahren die ca. 110Km Tiefsandstrecke zurück ins "Irgendwo im Nirgendwo" nach Tsabong ins städtische Krankenhaus. Da habe ich per Zufall das Krankenhaus registriert.
Im Hospital warten ca. 30 Menschen aber irgendjemand erkennt meine Notlage und schiebt mich in ein Behandlungszimmer. Der Arzt kommt - Atemmaske und Cortison. Urteil: Asthma-Anfall (ich habe aber gar kein Asthma). Nach ca. 15 Min. geht es wieder und ich kann wieder gehen. Nehmen für diese Nacht das beste Hotel am Ort (na ja, es kostet zumindest so viel wie das Beste) und wollen morgen in die "Mabua" zurück . Ich lege mich hin. Bin total erledigt. Wache nach ca. 3 Std. wieder auf und... kriege keine Luft.
Also zurück ins Krankenhaus. Diesmal geht gar nicht mehr. Mein Mann muss einen Rollstuhl besorgen. Ich habe tatsächlich - Todesangst - . Der Arzt ist schon nicht mehr im Dienst. Er wird zurück geholt. Diesmal bricht etwas Panik bei ihm aus, da ich hohes Fieber und Schüttelfrost habe. Ab zum Röntgen. Zugang für die Spritzen in den Handrücken legen. Rechts gelingt es nicht, trotz mehrfachem Gepiekse. Nun gut, da gibt es ja noch links. Antibiotika intravenös - tut sau weh, Cortison intravenös, Atemmaske, und noch einen Haufen Tabletten. Das Röntgenbild sagt - "Lungenentzündung" wahrscheinlich getoppt von einem Asthma Anfall. Wahrscheinlich eine bakterielle Lungenentzündung. Wahrscheinlich in dem Flugzeug übertragen oder auch schon mitgebracht. Blutabnahme - Blut ins Labor. Ergebnis kommt erst morgen. Somit ist klar - ich verbringe die Nacht in diesen heiligen Hallen.
Mir ist jedoch alles recht - Hauptsache ich bekomme Luft. Am nächsten Morgen sehe ich meine Hände - beide blau angelaufen und auch die Armbeuge weist erhebliche blaue und rote Flecken auf. Mir geht es aber erstaunlich besser. Der Arzt hofft, dass ich nicht resistent gegen Antibiotika bin. Ich auch.
Auch die nächste Nacht verbringe ich noch dort - mit Hühnern und Katzen auf dem Flur, Esel und Schwein direkt davor. Kein Licht im Klo, kein Schlüssel im Klo. 4 Bettzimmer mit 3 belegten Betten - in der Mitte ca. 3 qm Platz. Der ist gen Mittag mit ca. 20 Besuchern vollgestellt. Im Nachbarzimmer - 5 belegte Kinder-Gitterbetten. Die Mütter schlafen davor - auf dem nackten Boden. Alles ist nicht neu, angeschlagen und auch nicht so ganz sauber. Mir auch egal. Hautsache die Spritzen sind steril - und das sind sie.
Inzwischen waren an die 15 Personen in meinem Zimmer und haben sich nach meinem Befinden erkundigt. Komisch - es gibt nur 1 Arzt. Ich antworte immer sehr ernsthaft und ausführlich über meinen Zustand. Erst am nächsten Tag stelle ich fest, dass dies die Köchinnen und auch alle Putzfrauen waren. Auch mein Mann wird im Ort angesprochen und befragt, wie es mir geht. Ich war scheinbar eine Sensation !!! Eine weiße Frau in einem schwarzen Krankenhaus.
Nach 3 Tagen überrede ich den Arzt, dass ich das Krankenhaus verlassen darf. Ich muss mich jedoch morgens und abends zur intravenösen Antibiotika-Spritze (der Zugang wird nicht entfernt und ich bleibe ständig daran hängen) wieder dort einfinden. Mach ich gerne, wenn ich nur wieder in einem einigermaßen ordentlichem Bett schlafen darf. Wir verbringen dann noch weitere 3 Tage im Ort, bis endlich die Entwarnung kommt, ich darf fahren. Die restlichen Tage muss ich Antibiotika in Tablettenform zu mir nehmen. Das Antibiotika schlägt an und die größte Gefahr ist gebannt. Nun denn !!!
So ist es also in einem botswanischen, städtischen Krankenhaus. Gekostet hat mich das ganze 5.- Euro plus ein par Cent für die Medikamente.
Trotz aller Kritik an den Gegebenheiten : der Arzt war wunderbar !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Nach Aussage meines Arztes hier in Hamburg und der Beurteilung des Blutbildes und der neuen Röntgenbilder, hat er alles total richtig eingeschätzt und richtig gemacht.
Er wollte auch kein Geld, keine Zigaretten, keinen Schnaps, keinen Wein und auch nichts Süßes. (Es war mir schon ganz peinlich ihm das überhaupt anzubieten)
Für das Jahr 2013 habe ich ihn zu meinem ganz persönlichen Helden erklärt und er hat gestrahlt.
Seine Arbeitszeit fängt um spätestens 7 Uhr an. Dann hat er als alleiniger Arzt das ganze Krankenhaus unter sich und dazu noch täglich ca. 25-30 ambulanten Behandlungen. Erst zwischen 19 und 20 Uhr geht er heim. Wenn nachts was los ist oder am Wochenende muss er auch los. Ich glaube auch nicht, dass er viel Geld für seine Leistungen erhält. Und alles macht er mit einer stoischen Ruhe, Gelassenheit , Freundlichkeit und Zugewandheit. Toll !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wir haben dann versucht wieder Anschluss an unsere gebuchten Unterkünfte zu finden. Sind dann über die Mabua-Strecke nach Nossob und dann für 3 Tage zum Ausruhen nach Gharagab. Über Kaa wieder raus. Haben jedoch alle sehr einsamen Strecken so schnell wie möglich hinter uns gelassen - uns dafür länger in den Lodgen aufgehalten, aber davon später...............
Liebe Grüße aus Hamburg
Petra